Sonntag, 22. Dezember 2024

Kirchenfenster-Glasmaler orientiert, informiert über spezielle Umsetzungsprobleme bei Farbfenstern - Experte klärt auf

 Glasmaler-Blog über Aktivitäten im Atelier Martin Halter Bern

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aktualisiert per 22.12.2024

 ...dabei ist vieles infrage zu stellen...

Die Behauptung, jede Bleiverglasung könne im Zwischenfang einer IV-Verglasung eingebaut werden, kann eigentlich nur als halbe Tatsache gelten. Denn im Detail gibt es gleich mehrere Eigenschaften, welche bei dieser Thematik gerne ausgeblendet werden. In Realität wird der Ausdehnungskoeffizient zwischen einer Floatglas-Fläche und einer Bleiverglasung nicht wissentlich berücksichtigt. Eine Bleiverglasung ist weder statisch noch starr und reagiert auf die Erhitzung im Zwischenfang, durch die Einstrahlung der Sonne anders, als eine ganzheitlich Float-Glasfläche. Je nach Zustand und Verarbeitungstechnik einer bestehenden Bleiverglasung, kann sich diese dadurch in ihrer Dimension ausdehnen. Dies erzeugt einen unkontrollierbaren Druck auf das verwendete Dichtungsmaterial am Randabschluss. Man muss örtlich – lange unbemerkt - mit kleinen Rissbildungen rechnen. - Wenn es in Herbst und Winter draußen kälter wird, bilden sich auf dem Fensterrahmen oft kleine Wassertropfen. Solche Kondensat-Ansammlungen können gegebenenfalls durch die Rissbildungen beim Dichtungsmaterial in den Zwischenfang gelangen. Daher werden die Fenster auch innenseitig beschlagen, trotzdem dass bei der vormaligen Fenstersanierung, dieser Zwischenraum mit hochwertigem Edelgas (Argon) aufgefüllt wurde. Das Ganze entwickelt sich weiter, nach und nach füllt sich dieser Zwischenraum der beiden Floatgläser bis zu einem stehenden Wasserpegel (siehe Abb. A zuoberst). Diese verbleibende Wasseransammlung verursacht Schäden an der mittig eingebauten Bleiverglasung (Bleiprofile oxidieren, es entstehen irreversible Kalkablagerung auf den innenseitigen Glasflächen und der Fensterholzrahmen wird ebenso nach und nach in Mitleidenschaft gezogen).

Atelier für Glasmalkunst - gegründet 1916 in der Stadt Bern - vertritt Martin Halter, gelernter Glasmaler /Kunstglaser EFZ und Glasmaler-Restaurator IER in 3. Generation. Seine über 50jährige Berufserfahrung in der Praxis an vorderster Front, weiss worüber er aktuell argumentiert und analysiert:

Die bauphysikalischen Bedingungen und Begleiterscheinungen werden vielfach ignoriert!

Es werden Doppel-Verglasungssysteme angeboten und umgesetzt, ohne sich der Verantwortung bewusst zu bleiben, inwiefern man hier und dort mit einer völlig unausgewogenen Nachhaltigkeit aufwarten möchte. - Der Auftraggeber /die Auftraggeberin soll sich dann -  nach ca. 5 - 10 Jahren - selbst mit den daraus resultierenden Mängeln und Schädigungen an der Substanz auseinandersetzen. Bleiverglasungen oder Glasmalereien in IV-Verglasungen zu integrieren, hat nicht wirklich eine Zukunft! Zudem ist aus ästhetische Sicht, eine eher befremdliche Spiegelung beim Durchblick solcher Fenster-Kombinationen zu erwarten. Insbesondere tritt eine Spiegelung bei den Bleiprofil-Netzführungen und bei dunkel eingefärbten Glasteilen störend in Erscheinung.

Isothermisches Schutzverglasungs-System verhindert die unkontrollierbare Kondensat-Ablagerung auf den Rückseiten der eingebauten Glasmalereien. Aktuelles Beispiel repräsentiert sich, nach den unumgänglichen Sanierungsmassnahmen bei diesen Kirchenfenstern:



Innenseitige Montage (nach Innenseite rückversetzt) der mobilen Metallrahmen mit den eingebauten Glas-Blei-Kompositionen - gewährleisten eine kontinuierliche Hinterbelüftung zwischen den Glas-Blei-Oberflächen und der im Original-Falz eingebauten IV-Verglasung. Gleichzeitig wird somit für die Wartung (z.B. Reinigung oder im Bedarfsfall bei Reparaturen) eine Service-freundliche Situation respektiert. Lassen Sie sich beraten!

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Nachhaltig konzipierte Glaskunst-Inszenierungen weisen mehrere Vorteile auf - im Gegensatz einer beliebig inszenierten Darstellung, welche eine materialgerechte Verbindlichkeit bewusst ausgrenzen
Mundgeblasenes, farbiges Antikglas beinhaltet eine belebende Struktur, welche eine erwünschte Refraktion des durchscheinenden Lichtes erzeugt. Glasdesign mit Farben im Licht ist deshalb nicht einer statischen Kunstform zu zuordnen. Das heisst auch, dieses spezielle Glas reagiert jeweils auf die äusseren Witterungs-Bedingungen, welche den Lichteinfall durch die farbige Glasfläche mit beeinflussen. Die ursprüngliche Glasmalerei bedient sich für die formale Gestaltung, unterstützend auch mit dem Einsatz von Bleiprofil-Ruten. Einerseits können unterschiedlich eingefärbte Einzel-Glasteile zu einer ganzflächigen Komposition zusammengefügt werden (später verlötet werden), andererseits übernimmt eine bewusst rhythmische Bleinetzführung, ein massgebendes und wichtiges Gestaltungsprinzip. Von je her sollte die Glas-Blei-Einteilung nicht einzig seiner Zweckgebundenheit dienen. Oft wird dies falsch verstanden. Die bewusst einzusetzende Bleinetzführung soll auch dem formalen Anspruch nachkommen, um der entsprechenden Komposition ein rhythmisches Spiel mit den unterschiedlichsten Grössen und Flächen zu ermöglichen. Insofern kann eine Glas-Blei-Einteilung einen passend integralen Formenschatz in Bezug auf das bereits bestehende Raumbehältnis aktiv generieren, um sich als Bestandteil architektonischer Kreation, nachhaltig und verantwortungsbewusster in Szene bringen zu können. 
 
Aktuell werden solche Gesetzmässigkeiten jahrzehntelanger Erkenntnisse und Erfahrung mit dieser Kunstform vermehrt ausgegrenzt, um sich vermeintlich in uneingeschränkter Manier und möglichst beliebig mit dieser Materie auseinandersetzen zu können. Es ist deshalb auch nicht verwunderlich, wenn parallel dazu die eigentlich materialgerechten Aktivitäten in Vergessenheit geraten.
  
Das heisst konkret, mittels transparenter Silikon-Mischung werden all die zugeschnittenen, farbigen Einzel-Glasteile auf eine Float-Glasfläche aufgeklebt. Die geringen Zwischenräume werden bei den einzelnen Glasteile ebenso auf die Schnittkanten-Höhen aufgefüllt. Bekannt ist, dass der Ausdehnungskoeffizient der Einzel-Glasteile (je nach Einfärbung) und je nach Sonneneinstrahlung (Erwärmung), auch unterschiedlich gegenüber der Gesamt-Float-Glasfläche nachzuweisen ist. Deshalb sind kleine Rissbildungen bei der aufgetragenen Silikonmasse zu erwarten, die sich im Laufe der Jahre, wo diese wiederkehrend einem solchen Prozess jeweils ausgesetzt verbleiben, vermehren werden. Die Silikon-Substanz selbst, wird sich nach mehreren Jahren, durch die UV-Einstrahlung vermehrt von gelblich bis hin zu bräunlich verfärben. Langzeitstudien stehen kaum zur Verfügung und die Herstellerfirmen von Silikonprodukten können keine schriftlichen Garantien ausstellen, weil die jeweilige Ausführung und Anwendung durch Dritte individuell, zuweilen beliebig umgesetzt würde. Eine Nachhaltigkeit für dieses verarbeitungstechnische Verfahren ist also nicht zu erwarten. Insbesondere auch im Schadenfall eines Glasbruchs an der Gesamt-Float-Glasfläche. Mit grossem Aufwand müssten erstmals alle Einzel-Glasteile von der Gesamt-Glasfläche entfernt und anschliessend aufwendig von Silikonablagerungen gesäubert werden. Alsdann alle Glasteile  wiederum auf der neuen Float-Glasfläche mit Silikon fixiert werden.
 
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Derweil sind solche Arbeiten meistens nur ausschliesslich in Verbindung mit einem unverhältnismässig hohen Aufwand und Risiko wieder instand zu stellen. Bisweilen werden solch überdimensionierte Glasflächen aus Kostengründen gar nicht mehr einer Reparatur unterzogen, insbesondere grossflächig ausgerichtete, farbige Glascollagen, welche auf Floatgläsern in unterschiedlichem Klebeverfahren adaptiert wurden. Durch die zunehmende Einflussnahme von UV-Licht, auf bereits unzulänglich umgesetzte Glascollagen, werden sich solche Arbeiten bereits nach einer relativ kurzen Präsenz-Zeit von alleine als darstellende Kunstform im Bau «verabschieden» - mangels verarbeitungstechnischer Materialunverträglichkeit. Weitere Probleme sind ebenso bei örtlichen Wartungsarbeiten (z.B. banale wiederkehrend auszuübende Reinigungsarbeiten, welche bei diesem Werkstoff zur optimalen Visualisierung, jeweils zwingend in regelmässigen Abständen erforderlich bleiben) vorprogrammiert. Unsere Glasmaler-Vorfahren waren eigentlich unserer Zeit - punkto Respektierung einer materialgerechten Verarbeitungstechnik – weit voraus. Weil ebenso die Service-Freundlichkeit (für Reinigung /Reparatur) respektiert und selbstverständlich mit eingeschlossen war /ist.  Martin Halter Bern

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 Im Moment eine angespannte Situation:  im Zeitgeist der Gegenwart - gerade eben, soll durch eine EU-Expertenkommission in naher Zukunft entschieden werden, ob überhaupt noch die Verwendung von Bleiprofilen in den Glasmaler-Werkstätten, zur Ausübung ihres Berufes zu erlauben sei oder ob dies mit einem EU-Parlamentsbeschluss in Zukunft zu verbieten sei!?

Kirchenfenster-Glasmaler orientiert, informiert über spezielle Umsetzungsprobleme bei Farbfenstern - wie, was, warum?

 

Schlittert das Verständnis für das Kunsthandwerk des Glasmalers auf Abwegen? 

Stellungnahme von Glasmaler-Experte Martin Halter, gelernter Glasmaler/Kunstglaser EFZ und Glasmaler-Restaurator IER, Vertreter der 3. Generation bei Berns ältester Glasmaler-Familientradition der Gegenwart - gegründet 1916 

aktualisiert per 22.12.2024

Eigentlich sollten sich neue verarbeitungstechnische Errungenschaften für aktuell zu inszenierende Glasmalerei-Projekte, zwischen der 1000jährigen Tradition und einer in der Gegenwart, jedoch nur vermeintlich weiterentwickelten Umsetzungsart in Balance halten. Das hiesse z.B. ein solches Experiment zu hinterfragen. Insbesondere, was sich mit einer materialgerechten Realisierung vereinigen lässt oder was weniger, - sonst verfängt man sich oft orientierungslos auf Abwegen und Beliebigkeiten, die einer Dekadenz zumal nur förderlich sein würde. Glas als Werkstoff ist und verbleibt stets einem Bruchrisiko ausgesetzt.

 

Vielfach aus wirtschaftlichen oder anderen Gründen, wird heute das Atelier-Angebot auch diversifiziert, um sich gewissermassen ‘über Wasser’ zu halten. Im Weiteren ist die Versuchung gross, sich durch innovative Eingebungen, z.T. vermehrt auch mit Abarten verarbeitungstechnischer Tendenzen und Ausrichtungen in der Branche der Glasmalerei zu beschäftigen. – Insbesondere mit den zunehmend in Mode gekommenen Farbglas-Gestaltungen, welche komplett auf eine Bleiprofil-Netzführung (Unterteilung mittels von Bleiprofilen eingefasster Einzel-Glasteile) innerhalb einer Komposition verzichten. Wo bloss farbige Glasteile auf einer Floatglas-Fläche adaptiert werden (um solche mittels Silikon-Laminat- oder im Schmelzverfahren oder durch ein Aufkleben zu fixieren), - allerdings fehlt aus meiner Optik, ein profunder, realer Nachweis, wie sich die zu erwartende Nachhaltigkeit, betr. wirtschaftlicher Ausrichtung (Wartung /Reinigung) auch in Zukunft finanziell zu beziffern bliebe.                                                                                                                                                                 
 
Hier sind also relevante Erkenntnisse oder Erfahrungen über schadhafte Einflussfaktoren noch zu gering;  was fehlt ist z.B. ein Koeffzientenvergleich zwischen den unterschiedlich verwendeten Glasarten (sich verändernde Eigenschaften der Silikonsubstanz, welche möglicherweise z.T. kleine Rissbildungen bewirken können). Welchen Einfluss haben die Sonnen-UV-Einstrahlung (Lichtbogen) und ob die realativ hohen Temperatur-Unterschiede (je nach Standort), in Wirklichkeit über Jahre gemessen, keine schädigende Einwirkungen haben sollen? Grundsätzlich verkauft sich jedes neue Verfahren, als tolle Errungenschaft, jeweils im Zeitgeist der Gegenwart und alle, was noch unerwähnt verbleibt, erfährt dann die nächste Generation zu ihrem Leidwesen! 
Theorie und Praxis verfängt sich oft im diametralen Bereich. Zudem geht es auch noch um den berufsethischen Respekt, gegenüber diesem einzigartigen Kunsthandwerk und die Frage einer materialgerechten Verarbeitungstechnik, ist nur in unbefriedigender Tendenz zu beantworten! 
 

Zudem, baustatische oder bauphysikalische Probleme werden meistens erst gar nicht thematisiert und bilden somit ein zusätzliches Risiko. Solche Unzulänglichkeiten beinhalten vielfach ein grösseres Schadenpotential – weil aber eine Service-Freundlichkeit, wie in dieser Angelegenheit nicht gewährleistet ist – so bedarf es einen relativ hohen Arbeitsaufwand, um einer Schädigung real überhaupt noch begegnen zu können. – Solch neuere nicht ganz durchdachte, verarbeitungstechnische Verfahren, haben mitunter Einfluss, auf die weitere Zukunft der ganzen Entwicklungsgeschichte dieses Metiers.


Bei den derzeit in Mode gekommenen Farbglas-Collage-Repräsentationen, welche sich uns - ohne Bleiprofil-Führungen in Bauten – jedoch mittels Anwendung von Silikon-Laminaten (oder im Schmelzverfahren oder durch eine Aufklebe-Adaption), auf ganzflächigen Floatglas-Ebenen repräsentieren, herrscht völlige Unklarheit, wie viele Jahrzehnte, eine solche Verarbeitungstechnik ihren Dienst wohl erweisen würde(?) Bekannt ist, der mit Pulver aufbereitete Silicon-Rubber (in einem vorbestimmten Mischverhältnis) für Fugen, muss je nach exponiertem Standort oder anderen Einflussnahmen, nach Empfehlung alle 5 – 8 Jahren ersetzt werden. Andere Silikonprodukte auf dem Markt, welche einen längeren Zeitraum an Bestandgarantie zu gewährleisten hätten, beinhalten aber den Nachteil, dass jede noch so beglaubigte Garantie stark zu relativieren ist. Denn, dabei spielen die Umstände oder der Einflussfaktor durch die jeweils erfolgte Verarbeitungstechnik, eine zu wesentliche Rolle mit, so dass sich, noch so gut gemeinte Versprechungen eben doch in Grenzen halten.

Weitere Einflussfaktoren, wie durch die Sonnen-UV-Einstrahlung und ihre vielfach damit verbundene unkontrollierbare Erhitzung an der Substanz. Je nach dimensionierter Float-Glasfläche, vergrössert sich auch das Glasbruch-Risiko in Bauten, wo diese bereits bei geringfügigen Senkungen entstehen können. Der ganze Wartungsbereich, wie die Reinigung oder wie eine Reparatur-Aufgabe zu erfüllen bliebe, wenn z.B. gerade die ganze Float-Glasfläche, einen wesentlichen Glasbruch erlitten hätte. So müssten doch alle adaptierten Glasteile, erstmal einzeln entfernt und aufwendig gesäubert werden, um alsdann die ganze Float-Glasfläche zu ersetzen. Aufwändig müssten alle Farb-Glasteile wiederum an ihrer ursprünglich zugedachten Position fixierend adaptiert werden. Bei einem im Schmelzverfahren verarbeitetes Projekt müsste sogleich alles ersetzt werden (wie würde wohl ein adäquater Ersatz umgesetzt werden?). Nicht unerwähnt anzumerken bliebe, welchen längerfristigen Einfluss, die unterschiedlichen Koeffizient-Werte (Ausdehnung) bei den verwendeten, x-beliebigen Glasteile, in Bezug auf diese Verarbeitungstechnik haben könnten (z.B. örtlich kl. Rissbildungen beim Silikon-Laminat sind zumindest zu erwarten).

Nicht wirklich möchte der/die Künstler:in oder das jeweils beauftragte Atelier daran denken müssen, sich mit einer solch peniblen Herausforderung in Zukunft auseinandersetzen zu müssen. Die Frage stellt sich mir: warum glauben Kunstschaffende, dass sie sich, durch den Einbezug einer oder mehreren Bleiprofil-Führung(en), innerhalb einer bestimmten Fläche, eingeengt fühlen müssen? Meine Antwort: Der Einbezug einer oder mehrerer Bleiprofil-Führungen gilt es als gestalterisches Element zu respektieren und demnach zu aktivieren. Ansonsten setzen wir das Verständnis aus, uns mit der ursprünglichen Verarbeitungstechnik der Glasmalerei seriös auseinanderzusetzen. Farbfenster-Gestaltungen in der Architektur - ohne Bleiprofil-Führung - wirken eben absolut «haltlos» - das Verbindende zur Architektur fehlt. Eingebaut, bevorzugt die Ästhetik - auch in der Gegenwart - diese Kunstform stets als Bestandteil, architektonischer Kreation zu verstehen – nicht bloss als selbstzweck-bestimmende Aktion zu repräsentieren.

Martin Halter, gelernter Glasmaler/Kunstglaser EFZ u. Glasmaler-Restaurator IER, Bern                              

                                                                                                                                                                       

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Von der öffentl. Presse konnte soeben dieses Beispiel entnommen werden:

neue farbige Kirchenfenster in CH-6170 Schüpfheim > Nov./Dez. 2022 nach Entw. von Chr. St. /Ausf. Glasmalerei aus Rümlang /ZH /Verarbeitungstechnisches Verfahren: Farbiger Zuschnitt auf Floatglas fixiert – Laminat-Verfahren (mit Silikonkleber adaptiert). * Nachteile bei Reparatur-Ausführungen

Wartungsarbeiten, wie die Reinigung solch Farbfenster-Präsentationen in Kirchen, lassen jeweils z.B. die Ungewissheit zu, dass die, mit Silikon aufgefüllten Zwischen-räume (bei den Glasschnitt-Teilen) – infolge wiederkehrenden Schmutzabla-gerungen (Russ durch das Abbrennen von Kerzen oder Heizung) – nach ein paar Jahren, nicht mehr vollständig von Schmutzablagerungen zu reinigen sind. 

Was sich bei solch verarbeiteten Farbfenstern, bei ihrer visuellen Repräsentation eher negativ für das zukünftige Erscheinungsbild erwarten lässt.

Unregelmässig verlaufende Distanzen bei den Glaszuschnitten, welche mit Silikon aufgefüllt sind, hätten zuweilen die Eigenschaft, dass sich dort minimale Risse bilden. Solche werden teilweise die wiederkehrenden Schmutzablagerungen «verinnerlichen», was bisweilen den     Reinigungsprozess zusätzlich erschweren oder verunmöglichen kann.

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Ergänzende Anmerkung:                                                                                                           

Die Frage bleibt offen, warum die Kant. Denkmalpflege des Kts. Luzern, eine solche Verarbeitungstechnik an einer öffentlichen Kirche zur Realisierung von 4 neuen Kirchenfenstern goutiert?

Eine Stellungnahme der Kant. Denkmalpflege Kt. Luzern, vom 23.02.2023: es handelt sich hier, nicht um die denkmalgeschützte Pfarrkirche St. Johannes und Paul, sondern um die 1913 erbaute ref. Kirche, die etwas südlicher gelegen ist. Sie ist im Kant. Bauinventar als  "erhaltenswert" eingestuft. Erhaltenswert heisst, dass im Kanton Luzern die Zuständigkeit dieser Kulturdenkmäler der jeweiligen Gmeinde obliegt. Entsprechend wurde die Kant. Denkmalpflege LU über diese neuen Farbfenster auch nicht informiert. Auf die Nachfrage hin: es wurden keine historischen Fenster ausgetauscht. Diese Farbfenster-Collagen sind als separate Glasflächen in einem Rahmen rauminnenseitig vor die (ebenfalls nicht hist. Fenster prov. montiert worden, sodass diese jederzeit wieder entfernt werden können. Bei dieser Stellungnahme wurde von der Kant. Denkmalpflege Luzern, zudem meine Bedenken übereinstimmend bestätigt (integrierte Glas-Collagen im Bau).

Wollte man sich im Voraus für solche spezifischen, verarbeitungstechnischen Umsetzungen besser absichern, hätte man z.B. die EMPA (Eidg. Materialprüfungs- und Forschungsanstalt in 8600 Dübendorf) beiziehen oder um Rat fragen können. Diese ist unter anderem zuständig für anwendungsorientierte Materialwissenschaften und Technologie. Insbesondere wäre die Eigenschaft über die zur Anwendung gelangten Silikonverbindungen - betr. Haftungsgarantie unter diesen örtlichen Bedingungen - von Bedeutung gewesen.

*im Weiteren bliebe bei Glasbruchereignissen zu klären, ob in einem konkreten Fall, eine diesbezügliche Glasbruch-Versicherung einen Glasbruchschaden vollumfänglich übernehmen würde. Dies bliebe in erster Linie davon abhängig, nach welchen Kriterien konkret ein Versicherungsschutz zwischen der Kirchgemeinde und dem Versicherer vereinbart wurde.

 

Meine hier aufgeführte Stellungnahme ist vor allem der Berufsethik des Glasmalers und Kunstglasers geschuldet 

Schon in früheren Zeiten wurde immer wieder versucht materialgerechte Verarbeitungstechniken in dieser Branche aus verschiedenen Gründen zu unterlaufen. Solche Versuche - dieser Kunstform mit "neuen Innovationen" eine Weiterentwicklung zu ermöglichen sind meistens daran gescheitert, weil sich solche einzig auf eine spezifisch neue Verarbeitungstechnik oder auf neu zu verwendendes Material /Produkt fokussierte. Das Kunsthandwerk der Glasmalerei beinhaltet jedoch ein komplex zusammenhängendes, strukturiertes Ganzes, was nicht isoliert mit unreflektierten Veränderungen, einfach so zu beeinflussen oder zu manipulieren ist. 

Trotzdem lässt diese Kunstform immer auch wieder Innovationen zu - die überraschen können - jedoch nur, insofern solche ganzheitlich durchdacht und die material-strukturierte Materie bei dieser Kunstform jeweils vollumfänglich mit einbezogen und respektiert wird.

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Nachhaltig konzipierte Glaskunst-Inszenierungen weisen mehrere Vorteile auf - im Gegensatz einer beliebig inszenierten Darstellung, welche eine materialgerechte Verbindlichkeit bewusst ausgrenzen

Mundgeblasenes, farbiges Antikglas beinhaltet eine belebende Struktur, welche eine erwünschte Refraktion des durchscheinenden Lichtes erzeugt. Glasdesign mit Farben im Licht ist deshalb nicht einer statischen Kunstform zu zuordnen. Das heisst auch, dieses spezielle Glas reagiert jeweils auf die äusseren Witterungs-Bedingungen, welche den Lichteinfall durch die farbige Glasfläche mit beeinflussen. Die ursprüngliche Glasmalerei bedient sich für die formale Gestaltung, unterstützend auch mit dem Einsatz von Bleiprofil-Ruten. Einerseits können unterschiedlich eingefärbte Einzel-Glasteile zu einer ganzflächigen Komposition zusammengefügt werden (später verlötet werden), andererseits übernimmt eine bewusst rhythmische Bleinetzführung, ein massgebendes und wichtiges Gestaltungsprinzip. Von je her sollte die Glas-Blei-Einteilung nicht einzig seiner Zweckgebundenheit dienen. Oft wird dies falsch verstanden. Die bewusst einzusetzende Bleinetzführung soll auch dem formalen Anspruch nachkommen, um der entsprechenden Komposition ein rhythmisches Spiel mit den unterschiedlichsten Grössen und Flächen zu ermöglichen. Insofern kann eine Glas-Blei-Einteilung einen passend integralen Formenschatz in Bezug auf das bereits bestehende Raumbehältnis aktiv generieren, um sich als Bestandteil architektonischer Kreation, nachhaltig und verantwortungsbewusster in Szene bringen zu können. 

Aktuell werden solche Gesetzmässigkeiten jahrzehntelanger Erkenntnisse und Erfahrung mit dieser Kunstform vermehrt ausgegrenzt, um sich vermeintlich in uneingeschränkter Manier und möglichst beliebig mit dieser Materie auseinandersetzen zu können. Es ist deshalb auch nicht verwunderlich, wenn parallel dazu die eigentlich materialgerechten Aktivitäten in Vergessenheit geraten.
  
Das heisst konkret, mittels transparenter Silikon-Mischung werden all die zugeschnittenen, farbigen Einzel-Glasteile auf eine Float-Glasfläche aufgeklebt. Die geringen Zwischenräume werden bei den einzelnen Glasteile ebenso auf die Schnittkanten-Höhen aufgefüllt. Bekannt ist, dass der Ausdehnungskoeffizient der Einzel-Glasteile (je nach Einfärbung) und je nach Sonneneinstrahlung (Erwärmung), auch unterschiedlich gegenüber der Gesamt-Float-Glasfläche nachzuweisen ist. Deshalb sind kleine Rissbildungen bei der aufgetragenen Silikonmasse zu erwarten, die sich im Laufe der Jahre, wo diese wiederkehrend einem solchen Prozess jeweils ausgesetzt verbleiben, vermehren werden. Die Silikon-Substanz selbst, wird sich nach mehreren Jahren, durch die UV-Einstrahlung vermehrt von gelblich bis hin zu bräunlich verfärben. Langzeitstudien stehen kaum zur Verfügung und die Herstellerfirmen von Silikonprodukten können keine schriftlichen Garantien ausstellen, weil die jeweilige Ausführung und Anwendung durch Dritte individuell, zuweilen beliebig umgesetzt würde. Eine Nachhaltigkeit für dieses verarbeitungstechnische Verfahren ist also nicht zu erwarten. Insbesondere auch im Schadenfall eines Glasbruchs an der Gesamt-Float-Glasfläche. Mit grossem Aufwand müssten erstmals alle Einzel-Glasteile von der Gesamt-Glasfläche entfernt und anschliessend aufwendig von Silikonablagerungen gesäubert werden. Alsdann alle Glasteile  wiederum auf der neuen Float-Glasfläche mit Silikon fixiert werden.   
 
Derweil sind solche Arbeiten meistens nur ausschliesslich in Verbindung mit einem unverhältnismässig hohen Aufwand und Risiko wieder instand zu stellen. Bisweilen werden solch überdimensionierte Glasflächen aus Kostengründen gar nicht mehr einer Reparatur unterzogen, insbesondere grossflächig ausgerichtete, farbige Glascollagen, welche auf Floatgläsern in unterschiedlichem Klebeverfahren adaptiert wurden. Durch die zunehmende Einflussnahme von UV-Licht, auf bereits unzulänglich umgesetzte Glascollagen, werden sich solche Arbeiten bereits nach einer relativ kurzen Präsenz-Zeit von alleine als darstellende Kunstform im Bau «verabschieden» - mangels verarbeitungstechnischer Materialunverträglichkeit. Weitere Probleme sind ebenso bei örtlichen Wartungsarbeiten (z.B. banale wiederkehrend auszuübende Reinigungsarbeiten, welche bei diesem Werkstoff zur optimalen Visualisierung, jeweils zwingend in regelmässigen Abständen erforderlich bleiben) vorprogrammiert. Unsere Glasmaler-Vorfahren waren eigentlich unserer Zeit - punkto Respektierung einer materialgerechten Verarbeitungstechnik – weit voraus. Weil ebenso die Service-Freundlichkeit (für Reinigung /Reparatur) respektiert und selbstverständlich mit eingeschlossen war /ist.  Martin Halter Bern

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Im Moment eine angespannte Situation:  im Zeitgeist der Gegenwart - gerade eben, soll durch eine EU-Expertenkommission in naher Zukunft entschieden werden, ob überhaupt noch die Verwendung von Bleiprofilen in den Glasmaler-Werkstätten, zur Ausübung ihres Berufes zu erlauben sei oder ob dies mit einem EU-Parlamentsbeschluss in Zukunft zu verbieten sei!? - Im Falle eines Verbots, bliebe ebenso das gesamte, über tausendjährige Kulturerbe (besonders in Europa) für Zukunft ungesichert, weil ja gleichzeitig alle Wartungs-arbeiten, an allen bestehenden Kirchenfenstern somit infrage zu stellen wären.